Modellprojekt: Schulverweigerer werden wieder integriert
Von Bea Ricken
WOLFHAGER LAND. 22 Jugendliche haben eine zweite Chance bekommen und sie auch genutzt: Durch das Schulverweigerungsprojekt des Landkreises Kassel konnten diese Schüler seit dem Start vor einigen Jahren wieder erfolgreich in die Schule integriert werden. Ein Mädchen ist inzwischen sogar Klassenbeste. Am Anfang wurde das Modellprojekt komplett aus Mitteln von Bund und Europäischem Sozialfond gefördert, inzwischen springt der Landkreis, der als einzige nordhessische Gebietskörperschaft teilnimmt, jährlich mit einem Zuschuss ein. Das Projekt steht jetzt auf der Kippe: Demnächst läuft die Förderung durch den Sozialfond aus. „Um das Projekt fortzuführen sind wir vermehrt auf private Sponsoren angewiesen“, so Landkreis-Pressesprecher Harald Kühlborn.
Die Zahl der Schüler, die für das Projekt angemeldet werden, ist unvermindert hoch. „Wir wollen Jugendlichen, die Schwierigkeiten mit der Schule haben und deshalb häufig nicht zum Unterricht kommen, helfen, wieder Spaß am Lernen zu entwickeln“, so Ulrike Beutennagel vom Jugendamt.
Um die Schule wieder attraktiv zu machen, werden zurzeit 22 Kinder und Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren in Kooperation mit vier Landkreisschulen betreut. „Die ganzheitliche Förderung bedeutet, dass wir Eltern, Schule und Hilfsangebote des Jugendamtes in die Betreuung der Jugendlichen miteinbeziehen“, so Jugendamtsleiterin Käthe Heinrich. Dazu gehören regelmäßige Einzelbetreuung in der Schule, Hausaufgabenhilfe, praxisorientierte Lerneinheiten und Projekttage außerhalb der Schule.
Im Landkreis erhielten 2009 insgesamt 109 Schüler ein Bußgeldverfahren, weil sie sich konsequent der Schulpflicht entzogen, 2010 waren es 111. Laut Kühlborn ist das nur die Spitze des Eisbergs. „Die Dunkelziffer der Schulschwänzer ist wesentlich höher.“
Artikel: HNA