Altes Zahngold hilft Kindern in Not

Altes Zahngold hilft Kindern in Not

Kasseler Verein mit ungewöhnlicher Spendenidee unterstützt seit zehn Jahren Hilfsprojekte

Evelin Bernhard, Jugendzahnaerztin und Vorsitzende des Vereins «Zahnaerzte & Patienten helfen Kindern in Not» und Zahnarzt Hans Schroeder mit einer Sammeldose, in die Patienten ihr altes Zahngold spenden koennen. (Foto: Andreas Fischer/ ddp)Kassel. Das Gehen hat Rahim zum zweiten Mal erlernen müssen, nachdem sein Becken gebrochen war. Die Verletzung erlitt der Sechsjährige in seiner Heimat Afghanistan, als ihn ein Traktor überfuhr. Im Kasseler Kinderkrankenhaus Park Schönfeld wurde dem Jungen geholfen. Rahims Geschichte ist nur ein Beispiel dafür, wie der Kasseler Verein «Zahnärzte und Patienten helfen Kindern in Not» sich seit nun zehn Jahren weltweit sozial engagiert. Möglich machen dies Spenden, die auf der Idee basieren, altes Zahngold für Bedürftige zu sammeln.

Die Vereinsvorstände Birgit Utech und Evelin Bernhard verweisen dabei auf eine beachtliche Bilanz: Insgesamt seien 1,3 Millionen Euro in mehr als 10 Jahren Vereinsarbeit in Hilfsprojekte geflossen. Mehr als 200 Zahnärzte in 170 Praxen hätten mitgemacht, nicht nur in Hessen, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus. Selbst in Österreich sei das Hilfsmodell mit Unterstützung der Kasseler erfolgreich kopiert worden.

«Wo Kinder in Not sind, ist uns eigentlich egal», stellt die Vereinsvorsitzende Utech klar. Ihr sei 1991 der Einfall gekommen, in der Zahnarztpraxis ihres Mannes eine Spendendose für altes Zahngold aufzustellen. Denn warum sollte das Edelmetall irgendwo in der Schublade landen, wenn es dazu beitragen könnte, Gutes zu tun, sagt sie. Aus einer Spendendose wurden Hunderte, aus der Ein-Frau-Initiative im Jahr 1999 ein Verein.

«Wir hatten sogar schon einmal eine Spendendose mit zehn Eheringen», erzählt Evelin Bernhard. Generell aber wandere ausschließlich Zahngold in die Behälter, auf die Zahnärzte ihre Patienten während der Behandlung aufmerksam machten. Einmal im Jahr hole ein autorisierter Mitarbeiter des Vereins die Dosen aus den Praxen ab und lege dafür nicht weniger als 3000 Kilometer zurück.

Dann würden die Dosen in Kassel gewogen, das Eigengewicht von 127 Gramm abgezogen und nachfolgend eine Quittung an die jeweiligen Zahnärzte ausgestellt, damit diese einen Beleg fürs Finanzamt in den Händen hätten, berichtet Bernhard. Anschließend komme der Vertreter einer südhessischen Goldscheidefirma nach Kassel, wiege das Zahngold und bescheinige das Gewicht. Vier bis sechs Wochen später erhalte der Verein den Erlös.

«Eigentlich ist es wie ein Traum, von dem ich selbst nicht gedacht habe, dass er Wirklichkeit werden würde», betont Utech. Nicht nur Kindern mit schlimmen Einzelschicksalen habe der Verein geholfen, sondern mit Finanzspritzen auch Therapien für Behinderte oder präventive Projekte in sozialen Brennpunkten fördern können, fügt Bernhard hinzu.

Für das Engagement bleibt ihren Angaben zufolge die Kasseler Vereinsarbeit die Basis. Verstärkt rücke hier die Zusammenarbeit mit Schulen im Rahmen des «Präventionsprojekts gegen Gewalt, Drogen, Gewalt und Mobbing» in den Fokus, für das 2007 auch der Kasseler Gesundheitspreis vergeben wurde.

Musiker Thomas «Stolle» Stolkmann agiert für den Kasseler Verein bundesweit als Partner für die Jugendlichen und spricht mit ihnen über Themen wie Komasaufen, Drogen, Gewalt oder Mobbing. Bei persönlichen Problemen versuche er seit nunmehr fünf Jahren, mit eigenen Erfahrungen und vielen Tipps erste Hilfe zu leisten, erzählt Stolkmann. Der Gesprächsbedarf habe eher zu- als abgenommen.

 

Evelin Bernhard, Jugendzahnaerztin und Vorsitzende des Vereins «Zahnaerzte & Patienten helfen Kindern in Not» und Zahnarzt Hans Schroeder mit einer Sammeldose, in die Patienten ihr altes Zahngold spenden koennen. (Foto: Andreas Fischer/ ddp)

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