Mütter lernen Neinsagen

Mütter lernen Neinsagen

Familientreff heißt ein Pilotprojekt des Frauentreffs Brückenhof und der Drogenhilfe 

OBERZWEHREN. Alkohol trinken kann für Jugendliche cool sein, weil sie erwachsen wirken wollen. Doch wie nah der Abgrund zur Sucht ist, können sie selbst noch gar nicht einschätzen. Eltern haben in solchen Fragen oft keine Patentrezepte, aber der Austausch kann helfen, Klarheit zu bekommen und sich gegenseitig zu stützen.

Hodan Mohamed (28), Mutter von vier Kindern, hat bereits dreimal Bekannte und Freundinnen zu sich nach Hause eingeladen, um mit ihnen über solche Erziehungsfragen zu sprechen. In erster Linie bewegen die Mütter Themen wie der richtige Umgang mit Computer und Fernsehen, mit Süßigkeiten und mit konsumierenden Jugendlichen in der Pubertät. Zum Einstieg wird stets ein Kurzfilm zum Thema gezeigt.

Familientisch oder kurz FamTisch heißt das Pilotprojekt, das der Frauentreff Brückenhof und die Drogenhilfe Nordhessen gemeinsam für Oberzwehren auf die Beine gestellt haben.

Ungezwungenes Gespräch

Fünf Frauen aus Eritrea, Somalia, Turkmenistan, aus der Türkei und Afghanistan sind Moderatorinnen. Mütter laden dann zu einem FamTisch andere Eltern und eine Moderatorin ein, um ungezwungen miteinander über ein Erziehungsthema ins Gespräch zu kommen.

Ihre Aufgabe ist es, alle Anwesenden des FamTischs zu Wort kommen zu lassen, das Gespräch zu lenken und bei Abschweifungen wieder zum Thema zurückzuführen.

„Die Familientische sollen die elterliche Erziehungskompetenz stärken“, sagt Salome Möhrer-Nolte von der Fachstelle für Suchtprävention der Drogenhilfe. Die Idee der Tupperpartys stand hierfür Pate.

Auf diese sehr persönliche Art werden die Mütter nicht nur sensibilisiert für die Themen Alkohol, Drogen und Suchtgefährdung. Vielmehr sollen Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden, die Eltern das Zusammenleben mit ihren Kindern erleichtern.

„Erst Nein, dann Ja“

„Uns ist bewusst geworden, dass wir bei unseren Kindern erst Nein, aber später dann doch Ja sagen“, sagt Ameena Azizi (37), die vier Kinder von zwölf bis 17 Jahren großzieht. Durch die Familientische hätten die Mütter gelernt, ganz klar zu sein, wenn sie den Kindern etwas sagen. „Und wir müssen mit unseren Kindern immer im Gespräch bleiben.“

„Bei jedem Thema lernt man dazu“, sagt Rano Sattorov. Obwohl es auch Überwindung koste, sich mit den Suchtthemen zu beschäftigen. „Denn eigentlich denken wir doch alle, dass speziell unsere Kinder nicht gefährdet sind.“

Unterstützt wird das Projekt vom Verein „Zahnärzte und Patienten helfen Kindern in Not“. Die Familientische sollen auch anderen Stadtteilen – wie in Wesertor – angeboten werden. Wer an einem FamTisch teilnehmen möchte oder einen selbst organisieren möchte, sollte sich mit Salome Möhrer-Nolte in Verbindung setzen.

Kontakt: Salome Möhrer-Nolte, Fachstelle für Suchtprävention, Drogenhilfe Nordhessen, Tel. 05 61/ 10 36 43.

 

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